Die Heimkehr by Hermann Hesse
Autor:Hermann Hesse [Hesse, Hermann]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-28T04:00:00+00:00
»Lieber und werter Vetter Schlotterbeck!
Der Herr Aktuar Schwarzmantel, der neulich eine Schwarzwaldtour gemacht hat, hat uns berichtet, daß er Dich in Freudenstadt gesehen und daß Du wohl bist und in der Linde logierst. Das hat uns gefreut, und möchte ich Dir an diesem schönen Ort eine gute Erholung wünschen. Wenn man es vermag, ist ja eine solche Sommerkur immer sehr gut, ich war auch einmal ein paar Tage in Herrenalb, weil ich krank gewesen war, und hat mir vorzügliche Dienste getan. Wünsche also nochmals besten Erfolg, und wird unser heimatlicher Schwarzwald mit seinem Tannenrauschen auch Dir gewiß nur gut gefallen.
Lieber Vetter, wir haben alle Sehnsucht nach Dir, und wenn Du nach guter Erholung wieder heimkommst, wird es Dir gewiß in Gerbersau wieder recht gut gefallen. Der Mensch hat doch nur eine Heimat, und wenn es auch draußen in der Welt viel Schönes geben mag, kann man doch bloß in der Heimat wirklich glücklich sein. Du hast Dich auch in der Stadt sehr beliebt gemacht, alle freuen sich, bis Du wiederkommst.
Es ist nur gut, daß Du gerade jetzt verreist bist, wo es in Deiner Nachbarschaft wieder so arg zugeht. Ich weiß es nicht, ob es Dir schon bekannt ist. Die Frau Entriß hat jetzt also doch ihre kranke Schwägerin hergeben müssen. Sie war so mit ihr umgegangen, daß das unglückliche Geschöpf es nimmer hat aushalten können und hat Tag und Nacht um Hilfe gerufen, bis man den Oberamtsarzt geholt hat. Da hat sich gezeigt, daß es mit der kranken Jungfer furchtbar stand, und trotzdem hat die Entriß darauf bestehen und sie um jeden Preis dabehalten wollen, man kann sich denken warum. Aber jetzt ist ihr das Handwerk gelegt, man hat ihr die Schwägerin weggenommen, und vielleicht muß sie sich noch anderswo verantworten. Dieselbe ist im Narrenhaus in Zwiefalten untergebracht worden, und die Entriß muß tüchtig für sie zahlen. Warum hat sie früher so an der Kranken gespart!
Wie man das arme Ding fortgebracht hat, das hättest Du sehen sollen, es war ein Jammer. Sie hatten einen Wagen genommen, da saß die Entriß, der Oberamtsarzt, ein Wärter aus Zwiefalten drin und die Patientin. Da fing sie an und hat den ganzen Weg geschrien wie verrückt, daß alles nachgelaufen ist, bis auf den Bahnhof. Auf dem Heimweg hat die Entriß dann allerlei zu hören gekriegt, ein Bub hat ihr sogar einen Stein nachgeworfen.
Lieber Vetter, falls ich Dir hier irgend etwas besorgen kann, tue ich es sehr gern. Du bist ja dreißig Jahre lang von der Heimat fortgewesen, aber das macht nichts, und für meine Verwandten ist mir, wie Du weißt, nichts zuviel. Meine Frau läßt Dich auch grüßen.
Ich wünsche Dir gutes Wetter für Deine Sommerfrische. In dem Freudenstadt droben wird es schon kühler sein als hier in dem engen Loch, wir haben sehr heiß und viel Gewitter. Im Bayrischen Hof hat es vorgestern eingeschlagen, aber kalt.
Wenn Du etwas brauchst, stehe ich ganz zur Verfügung. In alter Treue Dein Vetter und Freund
Lukas Pfrommer.«
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